Ostermontag 2022 – Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden.

von Birgit Retzmann

26.04.2022

Ein lebendiger und emotionaler Familiengottesdienst in Oberpleis mit anschließender Ostereiersuche für die jungen Gäste und Kirchencafé für "die Großen"


Nach Rückkehr aus Norddeutschland war es mir unter den tagtäglichen Eindrücken des Leids und der Zerstörung in der Ukraine ein besonderes Bedürfnis in diesem Jahr – endlich – wieder Ostergottesdienste in Präsenz mit-erleben zu dürfen und auch zu wollen. Natürlich war dieses umso erbaulicher, als mich der Weg am Karsamstag zur Osternacht nach Stieldorf führte, am Ostersonntag ich in der vertrauten Friedenskirche in Aegidienberg Gottesdienst feiern durfte und schließlich am Ostermontag bei strahlendem Sonnenschein ein erstes Mal den Gottesdienst zum Ostermontag in Oberpleis in der wunderschönen „Bartning-Not-Kirche“ erlebt habe.

Wie erwähnt gab die Sonne an diesem Montag-Morgen alles, es war frühsommerlich warm und das Pfarrteam Ute Krüger und Arndt Klemp-Kindermann begrüßte gemeinsam die eintreffenden Gottesdienstbesucher. Da ich etwas früh angereist war, war noch Zeit für ein paar persönliche Worte und Gedanken zu Ostern; doch dann war es Zeit dem auffordernden Lächeln von Herrn Ayele in die Kirche zu folgen. Ein Platz war schnell gefunden, im Hintergrund sprachen Freunde miteinander und die musikalische Begleitung übte noch ein wenig. So konnte ich vor dem Gottesdienst auch noch den beeindruckenden Kirchenraum auf mich wirken lassen.

Ich war vorher noch nie in dieser Kirche, kannte bis auf die Vertreterinnen und Vertreter aus dem BVA und das Pfarrteam kaum jemanden, erkannte dann aber in den Reihen Herrn Dr. Stephan Strojek und Frau Sonja Wolle mit Familie. Offensichtlich hatten beide im nun beginnenden Gottesdienst Aufgaben übernommen. Nach Begrüßung, Eingangsvotum und Hinweis auf die kurzfristig eingesprungene musikalische Begleitung durch Familie Gläsner (der Organist war kurzfristig ausgefallen) sangen wir gemeinsam das Lied „Unser Leben sei ein Fest …“ .

Erwartungsvoll wurde die Lesung anmoderiert und dann standen plötzlich vier junge Damen, es waren die Töchter WOLLE, auf und nahmen ihre Plätze im Altarraum ein: drei reihten sich der Größe nach neben dem Stehpult auf, während sich die andere hinter demselben platzierte, Konzeptpapiere aufs Pult legte und kurz sammelte. Ähnlich bereiten sich die DREI vor: die älteste hielt eine Reihe von Bildern zu Christi Auferstehung in den Händen und wies mit (leiser) Stimme und Gestik ihre Geschwister kurz noch einmal in den Verlauf der Lesung ein; alle hoch konzentriert und voll freudiger Erwartung, dass die Lesung beginnt. So vorbereitet konnten wir einer perfekt vorgetragenen Auferstehungsgeschichte lauschen und viele der erwähnten biblischen Begebenheiten auch im Bild nachvollziehen. Bei jeder ‚neuen‘ Textsequenz wanderten die bereits gezeigten Bilder um ein Mädchen nach rechts und wurden schließlich von der jüngsten Tochter fein säuberlich auf dem Holzfußboden abgelegt. Nicht nur dem Engagement, sondern auch der lebendigen aber gleichzeitig hoch konzentrierten Art des Vortrags und der Bebilderung zolle ich Respekt und sage ganz herzlichen Dank: toll gemacht!

Wie in jedem evangelischen Gottesdienst (und natürlich besonders zu Ostern) stand die Predigt im Mittelpunkt. Beide Pfarrer traten in den Altarraum, doch dann setzte sich Pfarrer Klemp-Kindermann plötzlich recht leger auf die Altarstufe und Frau Krüger trat an die Kanzel und bewaffnete sich mit einer strohblonden Handpuppe – das Spiel begann. In Reflektion der eben noch gehörten Auferstehungsgeschichte nach Johannes 20 in der Versen 1-18 „Jesus lebt“ erhob plötzlich die strohblonde Schönheit das Wort und wetterte lautstark: „Wie blöd, dass die Mädchen in der Bibel immer in der zweiten Reihe stehen“! Mit unverkennbar norddeutschem Slang beklagte sich die blonde Hamburger Deern recht heftig über die Dominanz der Männer in der Bibel – so auch in der Auferstehungsgeschichte. Pfr Klemp-Kindermann hingegen versuchte das Mädel darauf hinzulenken, dass es gerade die Frauen in vielen biblischen Geschichten sind, die wichtige Aufgaben inne hatten oder übernahmen und häufig eben auch deutlich vor den Männern am Geschehen beteiligt waren. So war es ja schließlich Maria Magdalena, der der Auferstandene als erster begegnete. In einem gelungenen und stimmungsgeladenen Hin und Her der ausgetauschten Argumente, Vorbehalte und Gegenrede bzw. offensichtlich beeindruckender Ereignisse zu und nach Christi Leben fanden beide ihren Frieden, waren sich einig, dass es gerade die Schwachen und Unterdrückten waren, denen sich Jesus in besonderer Weise widmete und schieden so als Freunde in Christus. Diese besondere, weil herzliche, Art uns Christus Auferstehung und die besondere Rolle der Frau(en) zu Christi Lebzeiten und gerade auch nach seinem Tode zu schildern tat gut und fesselte nicht nur die anwesenden Kinder. Danke dafür!

Mit Fürbitten, Abkündigungen und dem Vater Unser beendeten wir einen sehr emotionalen Familiengottesdienst zum Ostermontag.

Frau Krüger und Herr Klemp-Kindermann luden sodann stellvertretend zum Gespräch und Kaffee in das Gemeindehaus ein, nicht ohne den Kindern nun die Aussicht auf ein Ostereiersuchen im Gemeindegarten anzukündigen. Hierzu übernahm sogleich Elke Fischer die Kinderschar und leitete sie in den sonnendurchfluteten Garten. Mit viel Schwung ging es in ein engagiertes Eiersuchen auf dem Kita-/Gemeindegelände. (Wir) Erwachsene versammelten uns an der gedeckten Kaffeetafel und waren rasch in unterschiedlichen Gruppen in Gesprächen vertieft. Sonja Wolle bot mir spontan an, als quasi ‚alte‘ Oberpleiserin, das Gemeindehaus und vor allem Garten und Kita zu zeigen, da ich auch diese Gebäude bis dato nicht kannte. Nach erfolgreicher Ostereiersuche trafen die Kinder fröhlich wieder bei ihren Eltern ein, um ihre gesammelten Schätze zu zeigen, und natürlich auch zu verkosten.

Am frühen Nachmittag verstummten dann so nach und nach die angeregten Gespräche und auch ich machte mich mit vielen persönlichen Eindrücken auf den Heimweg. Ohne das Leid in der Ukraine zu verdrängen waren diese österlichen Stunden in und nach den Gottesdienstbesuchen wirklich ein Segen für die aufgewühlte Seele. Es tat gut, in unserer lebendigen Gemeinde in Präsenz das Wort Gottes zu hören, die Auferstehungsgeschichte Christi in Wort und Bild, vorgetragen von jungen Menschen, zu erfahren, dem Zwiegespräch eines Rheinländers und einer Hamburgerin amüsiert aber auch nachdenklich zu folgen und in Demut den Frieden in unserem Land – trotz vielfältiger corona- und/oder weltpolitischer Turbulenzen –  an- bzw. wahrnehmen zu dürfen.

Allen an den Gottesdiensten zu Ostern Beteiligten sage ich von Herzen Dank und freue mich auf weitere Begegnungen in unserer Evangelischen Siebengebirgsgemeinde.

Text: Rolf Gaus
Fotos: Sonja Wolle, Ute Krüger und Stephan Strojek

Einen Beitrag mit zahlreichen Fotos aller unserer Gottesdienste von Gründonnerstag bis Ostermontag finden Sie in der nächsten Ausgabe des Gemeindebriefes.