Open-Air-Gottesdienst zu Christi Himmelfahrt

von Birgit Retzmann

28.05.2022

„Wo wohnt Gott?“- eine Frage mit Antwort(versuch)en aus vielen Jahrhunderten. Aber Gottes Gegenwart spürbar in der Gemeinschaft an diesem Tag ...


Im Vorfeld schoben sich noch einige dunkle Wolken vor diesen Gottesdienst: die Wettervorhersage war bestenfalls wechselhaft und am Vortag stand fest, dass Pfarrerin Krüger ihn, zu ihrem großen Bedauern, aus gesundheitlichen Gründen nicht wie geplant mit Pfarrer Klemp-Kindermann gemeinsam würde gestalten können.

Von vielen Menschen mit fleißigen Händen und optimistischen Herzen aus den unterschiedlichen Teilen unserer Gemeinde wurde trotz der ungünstigen Wetterprognose alles für den traditionellen Birlinghovener Open-Air-Gottesdienst vorbereitet. Bierbänke wurden im Gemeindebus aus den verschiedenen Standorten antransportiert, der Rasen gemäht, Liedzettel erstellt und gedruckt, Kuchen gebacken und die Tontechnik sichergestellt. Am Himmelfahrtsmorgen waren viele Augen dann gebannt auf die Wolken oder die Regenradar-App im Handy gerichtet – und Erleichterung erfasste die Aktiven: der Vormittag in Birlinghoven sollte trocken bleiben. So fand sich 90 Minuten vor Gottesdienstbeginn ein kleines Team im Gemeindehaus ein und zauberte die Bänke auf die Wiese, die Blumendeko auf die Tische und den Kaffee und die Kuchen auf das kleine Buffet. Während die Musik vor Ort probte und der letzte allgemeine Soundcheck erfolgte, wurde noch das Banner der Friedensaktion des Kirchenkreises (mehr dazu lesen Sie HIER) neben den Altar-Tisch gehangen, eine wichtige Botschaft an gut sichtbarer Stelle.

Im Sonnenschein füllten sich die Bänke des „Freiluft-Kirchraumes“ mit vielen Besuchern, besonders schön war zu sehen, dass dieser erste Himmelfahrts-Gottesdienst seit Gründung der Fusionsgemeinde zusätzlich zu den Gemeindegliedern aus Stieldorf und Birlinghoven auch zahlreiche Menschen aus unseren anderen Gemeindeteilen angezogen hatte. So blickte dann Jörg-Rainer Molwitz bei der Begrüßung in viele bekannte aber auch neue Gesichter.

Die Predigt bezog sich auf das 1. Buch der Könige 8, 22 ff. „Wo wohnt Gott?“ – mit dieser Frage stieg Pfarrer Klemp-Kindermann ein. Eine Frage, an deren Beantwortung sich die Menschen schon seit hunderten von Jahren vor Christus und bis heute versuchen. Wohnt Gott in dem Himmel, in den Jesus aufgefahren ist? Wohnt er in dem Himmel, den wir sehen – auch wenn der Kosmonaut Juri Gagarin zitiert wird mit „Gott habe ich dort oben nicht gesehen“?! Und wenn Leid auf der Welt herrscht, ist dann der Himmel – und mit ihm Gott – fern? Wenn schon König Salomo wusste, dass in dem prächtigen Tempel, den er bauen ließ, nicht Gott zu finden war, sondern nur sein „Ohr“ – wo wohnt Gott denn dann?! Die Juden fanden eine Antwort: das Gebet ist der wahre Ort der Gegenwart Gottes.  Gott will in unseren Herzen, in der Seele, im Geist spürbar sein, weil er selbst Geist ist. Und wir Menschen sind es, die für Gebet und Erinnerung Orte brauchen.

„Deshalb liebe Gemeinde glaube ich fest, dass wir heute in der Schönheit der Schöpfung um uns herum Gottes Licht sehen dürfen…. Am Ende blüht die Schöpfung nur dafür, dass wir Gottes Licht in uns einlassen? Da jedenfalls, soviel ist sicher, beginnt Gott mit seinem Himmel. Amen.“, so schloss Pfarrer Klemp-Kindermann seine Predigt. Und die Frage „Wo wohnt Gott?“ findet ihre Antwort(en) in dem, was auch die Menschen dieses Gottesdienstes einte: dem Glauben.

Musikalisch begleiteten abwechselnd Friedhelm Loesti am E-Piano und die Damen und Herren der Jagdhorngruppe des Hegerings Siebengebirge den Gesang der Gemeinde, beides zwar im Klang ganz unterschiedlich, aber wunderbar stimmungsvoll.

Nach dem Gottesdienst führte Pfarrer Klemp-Kindermann die Anwesenden an die Vorderseite des Gebäudes, um hier ein weiteres Bäumchen für die Gemeinde zu pflanzen: mit vereinten Kräften von Aktiven aus unterschiedlichen Ortsteilen war das junge Gehölz schnell gepflanzt. Einen Kaiser–Wilhelm-Apfel hatte Norbert Marxen als Pflanzenkundiger hierfür ausgesucht. Ein pflegeleichtes Bäumchen, dass erst tolle weiße Blüten und später überaus leckere Winteräpfel trägt. Es ist ein „Herzwurzler“ und bildet viele starke Wurzeln, die sowohl senkrecht als auch horizontal wachsen –  was ihn überaus flexibel in Punkto Bodenbeschaffenheit und Wasserversorgung macht. Ich persönlich würde den „Herzwurzler“ auch sehr gerne symbolisch für den Gedeih unserer (Fusions)Gemeinde sehen – möge unser Glaube tief in unseren Herzen wurzeln und unsere Gemeinschaft weit reichen.

Die „fleißigen Gärtner“ und auch alle die, die vom Zuschauen hungrig geworden waren, kehrten wieder in den schönen Garten zurück und die Zeit für Kaffee, Kuchen und viele gute Gespräche war gekommen. Es wurde beherzt zugegriffen, angeregt geplaudert und auch viel gelacht, bis die Sonne hoch am Himmel stand.

„Möge die Straße uns zusammenführen“, dieses Irische Segenslied haben wir zusammen in Himmelfahrts-Gottesdienst 2022 als Abschlusslied gesungen. Und so möge Gott, gleich wo er wohnt, uns immer fest in seiner Hand halten und begleiten, bis wir uns wiedersehen – in einem unserer Gottesdienste oder andernorts in der Gemeinde.

Text: Birgit Retzmann
Fotos: Jörg-Rainer Molwitz, Birgit Retzmann