Reformation

Stätten der Reformation

Die Zeit der Reformation hatte viele Schauplätze, nicht nur Wittenberg oder die Wartburg. Auf dieser Seite möchten wir Sie mitnehmen auf eine Reise zu weniger bekannten Stätten der Reformation die bereits von unseren Gemeindeglieder besucht worden sind. Vielleicht ist darunter ja auch ein Ausflugstipp für Sie?

Bericht und Fotos: Zielke (Oberpleis)

Franz von Sickingen / Ulrich von Hutten

Die Burg Ebernburg (französisch Ebrebourg), westlich von Bad Kreuznach an der Nahe gelegen, gibt dem Stadtteil Ebernburg der Stadt Bad Münster am Stein-Ebernburg im  den Namen.
Eine erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1206, wobei hier nicht belegbar ist, ob es sich um hier um eine Erwähnung der Burg oder des Ortes handelt. Die heutige Burg wurde ab 1338 durch Raugraf Ruprecht und Graf Johann von Sponheim-Kreuznach errichtet.
Ab 1448 ging sie in den Lehnbesitz der Sickinger über, die die Burg unter Schweickhardt von Sickingen und seinen Sohn Franz von Sickingen 1482 ausgebaut und mit schwerer Artillerie (Scharfmetzen) bewaffnet  haben.
Stätte der Reformation
Durch den Freud Franz von Sickingens, Ulrich von Hutten, bekam die Ebernburg ihren Beinamen „Herberge der Gerechtigkeit“. In der Streitschrift zur Bannbulle „Exsurge Domine“ von Papst Leo X. gegen den Reformator Martin Luther nannte Hutten die Ebernburg so, da Franz von Sickingen Luther nach dem Reichstag zu Worms Asyl angeboten hatte, als dieser für vogelfrei erklärt worden ist.
Luther ging jedoch als Junker Jörg auf die Wartburg. Asyl auf der Ebernburg nahmen jedoch die nun ebenfalls verfolgten Reformatoren Martin Bucer, Johannes Oekolampad, Johann Schwebel und Caspar Aquila.
Johannes Oekolampad: Als Burgkaplan reformierte er im Sommer 1522 den Gottesdienst auf der Ebernburg. Er begann im Juni die bei den täglichen Messen den Text der Evangelien und Episteln nicht mehr auf Latein sondern nun in Deutsch zu lesen. Ebenfalls noch im Juni 1522 feierte er das Abendmahl in „beiderlei Gestalt“, der Gottesdienst auf der Ebernburg zum ersten evangelischen Gottesdienst geworden.

 

Die Sage von der Ebernburg

Der Sage nach erhielt die Burg ihren Namen, als einst um sie gekämpft wurde. Die Angreifer belagerten sie und wollten die Burgbewohner aushungern. Als die Vorräte knapp wurden und schließlich das vorletzte Schwein geschlachtet war, verfiel der Burgherr auf folgende Idee: Jeden Tag ließ er den letzten noch verbliebenen Eber auf den Hof zerren und quälen, damit er schrie, als ob er geschlachtet würde. Als die Belagerer zwei Wochen lang täglich den Lärm des vermeintlichen Schlachtfestes gehört hatten, gingen sie davon aus, dass die Burg noch über genügend Vorräte verfüge. So zogen sie wieder ab, ohne die Ebernburg erobert zu haben. Deshalb heißt die Burg der Sage nach heute Ebernburg.
Quelle:Heinrich Pröhle: Der Eber von der Ebernburg bei Kreuznach. In: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Berlin 1886, S. 63–68.

Bericht und Fotos: Zielke (Oberpleis)

Im Jahr 1529, am 19. April, trafen sich auf dem Reichstag zu Speyer, sechs Fürsten und die Bevollmächtigten von vierzehn Reichsstädten als Vertreter der evangelischen Minderheit. Sie protestierten gegen die Verhängung der Reichsacht über Martin Luther sowie gegen die Ächtung seiner Schriften und Lehren und forderten die Möglichkeit der ungehinderten Ausbreitung des evangelischen Glaubens.

Die Protestationsschrift:

So protestieren und bezeugen wir hiermit offen vor Gott, unserem alleinigen Erschaffer, Erhalter, Erlöser und Seligmacher, der allein unser aller herzen erforscht und erkennt, auch demnach recht richten wird, auch vor allen Menschen und Kreaturen, dass wir für uns, die Unsrigen und aller männiglich halben in alle Handlung und vermeinten Abschied nicht gehelen noch billigen, sondern aus vorgesetzten und anderen redlich gegründeten Ursachen für nichtig und unbündig halten.

Unterschrieben war diese Protestationsschrift von Johann, Kurfürst von Sachsen, Georg, Markgraf von Brandenburg, Ernst, Herzog von Braunschweig-Lüneburg, Philipp, Landgraf von Hessen und Wolfgang, Fürst von Anhalt-Köthen. Hauptverfasser war der kursächische Rat und ehemalige Kanzler Gregor Brück.

Diese Schrift (der Reichsabschied) wurde dem Reichstag übergeben aber in der Schlusssitzung nicht noch einmal verlesen. Die Unterzeichner verfassten daraufhin ein Instrumentarium Appellationis. Diese Schreiben wurde dem Kaiser überbracht, seit dem Reichstag zu Speyer 1529 nannte man diese Anhänger der reformatorischen Bewegung „Protestanten“.

Die Gedächtniskirche der Protestation zu Speyer

Die Kirche wurde in den Jahren 1893 bis 1904 zur Erinnerung an die im Jahr 1529 auf dem Reichstag zu Speyer erfolgte Protestaion zu Speyer errichtet. Ihr 100 Meter hoher Turm ist der höchste Kirchturm der Pfalz und der höchste deutsche Kirchturm westlich des Rheins zwischen Köln und Straßburg.

Architektengemeinschaft: Julius Flügge, Carl Nordmann aus Essen

Dreischiffige Hallenkirche im Baustil der Neugotik

Gesamtlänge von Kirche und Turm: 72 Meter

Breite im Langhaus:  24 Meter / Breite im Querhaus: 45 Meter

Dachfirsthöhe: 35 Meter / mit Dachreitern: 57 Meter

Überbaute Grundfläche (innen): 1200 Quadratmeter

Gewölbehöhe im Mittelschiff: 22 Meter / im der Vierung 24 Meter

Die Kirchenfenster der Apsis, aus der Hand von Karl de Bouché, stiftete das letzte deutsche Kaiserpaar, Wilhelm II. und Frau Auguste Viktoria. daher wird der Altarraum auch Kaiser-Chor genannt.

Die Querhausrosen, die sogenannten Missions- und Märtyrerfenster, haben einen Durchmesser von jeweils 10 Metern