Pilgerwanderung im Siebengebirge – Gedenken an Dietrich Bonhoeffer
von Birgit Retzmann
29.10.2025
Sie stand im Zeichen des Lebens und Wirkens Dietrich Bonhoeffers, dessen 80. Todestag Anlass zum gemeinsamen Gedenken bot. Insgesamt 45 Teilnehmende folgten der Einladung.
Dietrich Bonhoeffer – Leben und Bedeutung
Dietrich Bonhoeffer war ein deutscher evangelischer Theologe, der sich mutig dem Nationalsozialismus widersetzte. Als führendes Mitglied der Bekennenden Kirche trat er entschieden gegen die Gleichschaltung der evangelischen Kirche ein und engagierte sich für die Rechte der verfolgten jüdischen Bevölkerung.
Sein Widerstand führte zur Inhaftierung am 5. April 1943. Nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 wurde Bonhoeffer durch belastende Dokumente mit dem Widerstand in Verbindung gebracht. Am 9. April 1945 verurteilte ihn ein Standgericht im Konzentrationslager Flossenbürg zum Tode – er wurde dort hingerichtet.
Bonhoeffers Leben steht bis heute für Zivilcourage, Glaubensstärke und christliche Verantwortung. Mit dem Pilgertag wollten wir seinem Vermächtnis gedenken und seine Botschaft erneut ins Bewusstsein rufen – 80 Jahre nach seinem Tod bleibt sie aktueller denn je.
Pilgerroute und geistliche Impulse
Zu Beginn versammelten sich die Pilgernden in Birlinghoven, wo sie in die bewegte Lebensgeschichte Bonhoeffers eingeführt wurden. Entlang der Pilgerstrecke luden dann vier Kirchen zu kurzen Meditationen ein, inspiriert durch Auszüge aus Bonhoeffers Schriften.
In Stieldorf standen Gemeinschaft und Einsamkeit im Zentrum der Betrachtung.
In Oberpleis wurde zur inneren Einkehr über Gebet und Stille angeregt.
In Ittenbach rückten Dienst und Nächstenliebe in den Fokus.
Und in Aegidienberg bildeten Hoffnung und Vertrauen den geistlichen Abschluss der Wanderung.
Teilnehmende und Organisation
Mit 45 Teilnehmenden, zwei Hunden und einer Rikscha verzeichnete die vierte Pilgerwanderung eine Rekordbeteiligung. Die organisatorischen Kapazitäten waren damit jedoch noch nicht ausgeschöpft.
Lediglich die begrenzte Anzahl an Sitzplätzen in den beiden Gemeindebussen, die für den Rücktransport vorgesehen waren, führte zu kurzen Wartezeiten am Ende der Veranstaltung.
Die Stimmung blieb dennoch gelassen und freundlich: Die Wartenden nutzten die Zeit für angeregte Gespräche und genossen die unerwartete Pause.
Wetter und Versorgung
Die Wetterbedingungen am Pilgertag waren insgesamt günstig: Bei trockener Witterung, Temperaturen zwischen 5 °C und 9 °C sowie moderaten Windgeschwindigkeiten von 26 bis 39 km/h ließ es sich gut wandern.
Gelegentliche Böen mit bis zu 66 km/h sorgten zwar für frische Momente, doch die Stimmung blieb ungetrübt.
An den Stationen in Stieldorf, Oberpleis und Ittenbach waren heißer Kaffee und Tee besonders gefragt – die Nachfrage war so groß, dass mehrfach nachgekocht werden musste.
Wegverhältnisse und Hindernisse
Die herbstliche Pilgerstrecke zeigte sich durch das kürzlich durchgezogene Sturmtief „Joshua“ stellenweise feucht und rutschig. Zwei besonders kritische Abschnitte wurden vorsorglich umgangen.
Am Ende des Stellwegs, nahe der Schmelztalstraße zwischen Bad Honnef und Aegidienberg, erwartete die Gruppe statt des gewohnten Wanderparkplatzes eine unerwartete Baustelle. Die Stelle war nur durch unwegsames Unterholz passierbar.
Mit vereinten Kräften trugen sechs Teilnehmende die Rikscha sicher um das Hindernis – fünf Minuten später rollte sie wieder auf festem Boden. Ein schönes Beispiel für spontane Solidarität und gemeinschaftliches Handeln.
Kulinarische Versorgung
Für das leibliche Wohl sorgte die erweiterte Männerkochgruppe Aegidienberg mit einer liebevoll zubereiteten herbstlichen Kürbissuppe, einem kräftigen Linseneintopf und einer erfrischenden Zitronencreme zum Nachtisch.
Die Speisen fanden großen Zuspruch und trugen mit zur warmen und gastfreundlichen Atmosphäre des Pilgertages bei.
Dank und Ausblick
Ein herzlicher Dank gilt allen, die zum Gelingen der Pilgerwanderung beigetragen haben:
– Dem Organisationsteam (Andrea Bellinghausen-Rarey, Ute Krüger, Jörg-Rainer Molwitz, Birgit Retzmann, Kai Zielke) für die sorgfältige Planung und Durchführung.
– Der erweiterten Männerkochgruppe Aegidienberg (Monika Brodt, Raimund Efferoth, Dietmar Menke, Theo Nöhles, Jochen Steinbeck) für die liebevoll zubereitete Pilgermahlzeit.
– Rainer Jansen von „Radeln ohne Alter“, der die Wanderung zum zweiten Mal mit seiner Rikscha unterstützte und damit ein besonderes Zeichen der Inklusion setzte.
Die fünfte Auflage der Pilgerwanderung „Evangelisch Pilgern im Siebengebirge“ ist für Herbst 2026 in Planung.
Text: Jörg-Rainer Molwitz
Fotos: Yvonne Limbach, Jörg-Rainer Molwitz, Barbara Steinhoff, Kai Zielke
