„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…“

von Kai Zielke

29.10.2024

Feierlicher Gottesdienst zur Erinnerung an die Grundsteinlegung der Oberpleiser Kirche mit einer Taufe einer Doppelehrung und einem Abschied


Am 13. Oktober gab es gleich eine ganze Reihe von Gründen, festlich Gottesdienst zu feiern:

  1. Am 14. Oktober 1949 wurde vor 75 Jahren der Grundstein für die Kirche gelegt.
  2. Wir haben ein Kind getauft
  3. und dem Ehepaar Fechner für viele Jahrzehnte ehrenamtlichen Dienstes das Kronenkreuz der Diakonie verliehen.
  4. Wir mussten aber auch Fechners verabschieden, da sie nach Hanau umziehen werden.

Mit den Gedanken von Hermann Hesses Gedicht „Stufen“: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…„, begann der Gottesdienst am 13. Oktober dankbar und fröhlich zur Erinnerung an die Grundsteinlegung. Denn vor 75 Jahren, am 14. Oktober 1949 war es endlich so weit, feierlich wurde der Grundstein der Kirche gelegt, nachdem so manche Hürden für die Bauplanung einer Diaspora-Notkirche vom Typ D des Bauhausarchitekten Bartning aus dem Weg geräumt wurden:

Finanziell ermöglicht durch das Schweizer Hilfswerk evangelischer Kirchen, genehmigt von der Landeskirche und nachdem ein geeigneter Bauplatz auf freiem Feld gefunden und gekauft werden konnte, hatten Gemeindeglieder per Hand die Baugrube ausgehoben und schon fleißig den Baugrund vorbereitet.

Der damalige zuständige Pfarrer aus Oberkassel und sein diensttuender Kollege, der spätere erste Pfarrer in Oberpleis, Herr Lubrich, und viele Ehrenamtliche waren versammelt und freuten sich, dass für die vielen evangelischen Flüchtlinge nach dem Krieg der Grundstein für eine neue geistliche Heimat gelegt werden konnte.

Und im Anschluss an den Gottesdienst waren viele Informationen auf Tafeln und Originalbildern der Bauzeit im Foyer des Gemeindehauses anzuschauen.

Zugleich kann auch im Bonner Generalanzeiger ein ausführlicher Artikel nachgelesen werden, mit vielen Bildern und Interview von Zeitzeugen wird ein Hauch vom damaligen Geist zur Bautzeit spürbar, unser Gemeindeglied Frau Strojek-Quarg hat ihn passend zum Anlass verfasst.

Aber wofür bauen wir eigentlich Kirchen, wenn nicht für die Menschen, die das Wort Gottes hören und danach ihr Leben ausrichten wollen?

Seit dem Gemeindefest vom September ist daher das (auch am 13. Oktober gesungene) Lied „Komm, bau ein Haus“ musikalisches Motto unseres 75. Kirchbaujubiläums geworden. Dieses Lied passte perfekt auch zur Taufe von Paul Oesteritz: der Zauber des Anfangs war auch in den neugierigen Kinderaugen zu sehen, als der Täufling während des Gottesdienstes die Kirche auf seine Weise freudig erkundete.

Lad viele Kinder ein ins Haus“, sangen wir für ihn und alle kommenden Generationen, die Heimat in unserer Kirchengemeinde Siebengebirge finden mögen. Eine weitere Strophe des Liedes lautet: „Lad viele Alte ein ins Haus“, so war es nur konsequent, das Ehepaar Fechner, das seit über 50 Jahren auch persönlich mit der Oberpleiser Kirche verbunden ist, mit Segen und Dank in ihre neue „Ruhestands“-Heimat nach Hanau zu verabschieden.

Die Verleihung der Kronenkreuze der Diakonie sollten auch deutlich machen, dass seit mehr als 75 Jahren an diesem Ort Gemeinde durch Menschen gelebt und im wahrsten Wortsinne gebaut wird.

Zur Grundsteinurkunde wurde Psalm 127,1 dieser Kirche in die Wiege gelegt: Wenn der HERR nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen…

Und wenn Menschen, alt wie jung, fröhlich immer noch hier zusammenkommen und Gottes Wort hören und seine Liebe zu unserem Leben feiern, kann man Vertrauen haben, dass diese Kirche nicht umsonst gebaut wurde.

Unser Gemeindechor Ittenbach-Oberpleis unter Leitung von Frau Struensee und an der Orgel unterstützt von Andreas Altenrath, ließ dann auch die letzte Strophe besonders strahlend erklingen: Komm wohn mit mir in diesem Haus, begieß mit mir diesen Baum, dann wird die Freude wachsen, weil unser Leben Kreis zieht, dann wird die Freude wachsen, wo der Himmel blüht.“

Die Lebenskreise der Gemeinde setzten sich dann bei alkoholfreiem Sektempfang mit Kaffee und Kuchen im Gemeindehaus fort. Auch hier sang der Chor ein Abschiedslied für Hannelore Fechner und ihren Mann, die langjähriges Chormitglied war. Familie, Freunde und viele Weggefährten waren gekommen, um sich von Hannelore und Helmut Fechner zu verabschieden. Sie werden in den nächsten Tagen nach Hessen umziehen.

Im Gottesdienst, umrahmt von ihren beiden Töchtern, bekamen sie von Pfr. Klemp-Kindermann Gottes Segen für ihren neuen Weg. Es war ein sehr bewegender Moment für uns alle.

Im Gemeindehaus wurden die beiden gebührend für ihr langjähriges Engagement in unserer Gemeinde gefeiert. Für diesen persönlichen Einsatz bekamen Hannelore und Helmut Fechner von Pfr. Klemp-Kindermann das Kronenkreuz der Diakonie überreicht – ein Ehrenzeichen für Personen mit besonderen Verdiensten.

Die ältere Tochter gab uns danach einen sehr amüsanten Einblick, wie sie und ihre Schwester die Kombination aus Familien- und Gemeindeleben als Kinder und Jugendliche erlebt hatten.

Es gab Umarmungen, Austausch von Erinnerungen an viele gemeinsame Momente und es floss das eine oder andere „Tränchen“.

Der Kontakt wird nicht abbrechen, Besuche und Gegenbesuche wurden schon angekündigt. Der Abschied fällt schwer und dennoch wünschen wir den Beiden in ihrem neuen Zuhause ein herzliches „Willkommen“. Sicher werden sie sich auch dort bald mit viel Herzblut in die Kirchengemeinde einbringen.

Maacht et joot!!

Text: Gabriele Kunze und Pfr. Arndt Klemp-Kindermann

Fotos: Sonja Wolle und Familie Fechner