Erster Bericht aus Ghana

03.04.2023

Herzlich willkommen zu meinem Blog! Hier werde ich über die Erfahrungen berichten, die ich in meinem freiwilligen sozialen Jahr gemacht habe. Als Freiwillige verbringe ich insgesamt zwölf Monate in Hohoe, Ghana. Dort unterrichte ich an der Corpus Christi Academy. Es gibt viel zu erzählen, zu viel, um allen Aspekten gerecht zu werden. Ich möchte trotzdem mein Bestes geben, um Ihnen und Euch einen Einblick in die ghanaische Kultur und mein Leben vor Ort zu gewähren. Viel Freude beim Lesen!

Wie bin ich nach Ghana gekommen? Der Entscheidungs- und Vorbereitungsprozess
Ich träume schon seit langer Zeit davon ins Ausland zu gehen. Als es in meinem finalen Schuljahr darum ging konkretere Pläne festzulegen, hat mich meine Patentante zu ihrer Arbeit, der Fachstelle für internationale Jugendarbeit (IJAB) mitgenommen, damit ich mich dort beraten lassen kann. Durch dieses Gespräch und nachfolgend über die Börse „rausvonzuhaus“ von Eurodesk habe ich zu meiner Entsendeorganisation, den Kolping Jugendgemeinschaftsdiensten (JGD) gefunden. Nach einer Bewerbungsphase mitsamt zweitägigem Infoseminar (dank Corona fand es online statt) wurde mir meine jetzige Einsatzstelle angeboten.

Oft wurde ich gefragt, warum ich denn ausgerechnet nach Ghana gekommen bin. „Hätte es nicht etwas Näheres sein können?“, wollten zum Beispiel meine Großeltern wissen. Und auch die Ghanaer selbst scheinen es nicht immer zu verstehen.
An dieser Stelle kann ich ein kleines Geheimnis verraten: eigentlich habe ich mich für Thailand beworben. Die Projektbeschreibungen in Afrika hatte ich mir erst gar nicht durchgelesen, denn dort stand in meinen Gedanken ein riesiges Fragezeichen. Asien, Lateinamerika, davon bildete ich mir ein zumindest eine grobe Vorstellung zu haben (natürlich eine maßlose Fehleinschätzung). Über Afrika wusste ich nur, dass die Stereotypen und die Klischees nicht stellvertretend für den ganzen Kontinent gelten. Was ich aber stattdessen zu erwarten hatte, diese Frage konnte ich nicht beantworten.
Letztendlich ging es bei meiner Wahl aber nicht darum, welches Land ich gerne kennenlernen wollte – beim FSJ geht es nun mal nicht primär ums Reisen -, vielmehr habe ich es von den Einsatzstellen abhängig gemacht. Deshalb musste ich auch nicht zu lange überlegen, als Kolping mir stattdessen anbot nach Ghana zu gehen. Ich wollte gerne mit Kindern zusammenarbeiten und aus meiner eigenen Kultur hinaustreten – die Corpus Christi Academy bot mir diese Möglichkeit.

Zur Orientierung war meine ehemalige Religionslehrerin zur Stelle. Da ihr Vater gebürtig aus Ghana kommt, hat sie das Land kennengelernt und konnte mir einige Geschichten erzählen. Auch hat sie mich an eine ehemalige Schülerin weitergeleitet, die ihr eigenes Auslandsjahr in Ghana bestritten hat. Die Unterhaltungen mit diesen beiden Frauen und ihre Begeisterung über mein Vorhaben haben mir letztendlich den Weg geebnet, sodass ich das Stellenangebot angenommen habe – und ich habe es seither nicht bereut.
Sobald die Entscheidung feststand, gab es eine Menge vorzubereiten: verschiedenste Impfungen und Gesundheitstests standen an; Sonnencreme, Mückenspray und Ähnliches galt es auf Vorrat einzukaufen; Kolping lud zu einem zehntägigen Vorbereitungsseminar ein; und auch für das Visum mussten allerlei Dokumente zusammengesammelt werden. All dies fiel in die Zeit meiner Abiturprüfungen und -feierlichkeiten.

Zusätzlich wurde ich angehalten einen Spendenkreis aufzubauen. Internationale Freiwilligendienste sind Teil des „Weltwärts“-Programms – unabhängig von der individuellen Organisation, mit der man verreist. Über Weltwärts werden 75% der Kosten abgedeckt. Um meinen Eigenanteil von 25% sollte ich mich selbst kümmern. Ich möchte mich an dieser Stelle bei jeder lieben Seele bedanken, die mich meinem Auslandsjahr durch ihre Spende ein Stück nähergebracht hat. Gesondert möchte ich aber den Schedrikchor erwähnen, der mir bei den „Schedrock“-Jubiläumskonzerten kurz vor meiner Abreise eine Plattform für einen letzten Spendenaufruf gegeben hat. Außerdem geht mein Dank an die Evangelische Kirchengemeinde Siebengebirge, besonders an das Dienstagsforum, für ihre großzügige Unterstützung. Am Ende kam sogar mehr Geld zustande, als ich gebraucht habe, was mir Freiraum gegeben hat eigene Projekte vor Ort zu finanzieren.
Die letzten Monate in Deutschland vergingen durch die umfangreiche Organisation wie im Flug. Viel zu plötzlich stand der Abschied vor der Tür – die Zeit vor meiner Abreise war geprägt von einem ständigen Wechsel zwischen Trennungsschmerz und Vorfreude. Und dann, wenige Tage nach meinem 18. Geburtstag, ging es am 12. September 2022 los nach Ghana.

Eine kurze Einordnung: Ghana – die Voltaregion – Hohoe
Ghana ist ein Staat in Westafrika, gelegen am Golf von Guinea. Direkte Nachbarländer sind Burkina Faso im Norden, Togo im Osten und die Elfenbeinküste im Westen. Aktuelle Schätzungen belaufen sich auf 33 Millionen Einwohner, davon leben ca. 2.6 Millionen in der Hauptstadt Accra.

Eingestuft wird Ghana als Land des globalen Südens. Trotzdem gilt es als einer der wohlhabendsten Staaten Westafrikas, was nicht zuletzt dem rasanten Wirtschaftswachstum der letzten Jahre und dem Reichtum an Bodenschätzen zu verdanken ist. Heutzutage ist es einer der Hauptexporteure für Gold und Kakao.
Ghana ist eine präsidentielle Republik und gilt als demokratisch gefestigt. Das Staatsoberhaupt, Präsident Nana Akufo-Addo, regiert seit insgesamt sechs Jahren.

Das Wetter ist tropisch. Damit kommt es nicht zu der Ausbildung von Jahreszeiten, sondern zu einem Wechsel zwischen Regen- und Trockenzeit. Das liegt an der Nähe zum Äquator; je nach Region findet man Savannen, Regenwälder oder Küstengebiete vor.
Zur Geschichte: Während der Zeit des Imperialismus war Ghana (oder kleinere Teile) unter der Kontrolle verschiedener Kolonialherren. Besonders die britische Herrschaft hat das Land geprägt, das ehemalig unter dem Namen ‚Goldküste‘ bekannt wurde. Auch nach seiner Unabhängigkeit im Jahr 1957 blieben die Beziehungen zu Großbritannien bestehen; Ghana ist Teil der Commonwealth of Nations, Englisch bildet die offizielle Landessprache.

Eigentlich besteht das Land aus vielen kleineren Ethnien und Sprachgemeinschaften. Auch das geht auf die Kolonialzeit und deren willkürliche Grenzziehung (siehe Kongokonferenz) zurück. Es ist von bis zu 80 verschiedenen Sprachen die Rede. Wirklich sicher ist sich niemand.

Die vorherrschende Gruppe sind die Ashanti, die sich über den Süden und Westen des Landes erstrecken. Die drei wichtigsten Städte – Accra, Cape Coast und Kumasi – fallen unter ihr Einflussgebiet. Gesprochen wird Twi.
Mein Wohnort, Hohoe, befindet sich im Osten Ghanas in der Voltaregion. Wegen ihrer Nähe zum Voltasee, dem größten Stausee der Welt, ist diese Region für ihre reiche Natur bekannt und gilt als einer der Hauptanlaufpunkte für Touristen. Die Einheimischen sind die Ewe. Als zweitgrößte Völkergruppe Ghanas erstrecken sie sich über die Voltaregion und ebenfalls über Teile Togos. Bei Hohoe handelt es sich mit ca. 40.000 Einwohnern um eine mittelgroße Stadt mit gut ausgebauter Infrastruktur. Sie befindet sich unweit der Grenze und ist von Bergen umgeben.

Text: Sara Monzien